Die Covid-19-Pandemie hat auch für die Gleichstellung negative Konsequenzen.
Die Covid-19-Krise verzögert die Fortschritte in der Gleichstellung von Frauen und Männern um Jahrzehnte. Bereits 2019 rechnete das World Economic Forum (WEF) damit, dass es bei gleichbleibenden Trends noch mindestens weitere 95 Jahre bis zur Erreichung der tatsächlichen Gleichstellung dauern würde. Nach den verheerenden Entwicklungen des Jahres 2020, das von der Pandemie geprägt war, sind es nun gemäss WEF 135,6 Jahre. Die Herausforderung von Vereinbarkeit von Beruf und Care-Arbeit hat sich für viele Menschen durch die Pandemie weiter verschärft. Geschlossene Schulen, Kitas, Kindergarten haben es vielen Menschen von einem Tag auf den anderen fast unmöglich gemacht, ihren Job weiterhin im gleichen Pensum auszuüben, da die Betreuung der Kinder auf einen Schlag weggefallen ist.
Viele Frauen sind zudem in den Branchen tätig, wo mit dem Aufkommen der Pandemie noch mehr Arbeit angefallen ist, wie etwa in der Pflege oder im Detailhandel. Diese Berufe haben
Stadt nicht nur gemeinsam, dass sie systemrelevant sind, sie werden überdies auch schlecht bezahlt. Gleichzeitig sind die Mehrheit der Personen, die in einer Pandemie einer höheren Infektionsgefahr ausgesetzt sind, wiederum Frauen, da sie den grössten Anteil an Gesundheitspersonal und im Detailhandel stellen. Dennoch ist die Care-Arbeit wie Haushalt und Kinder- oder Senior*innenbetreuung überproportional an den Frauen hängen geblieben.
Berufliche Entwicklung gefährdet?
Den verschiedenen Studien lässt sich auch entnehmen, dass Frauen im Frühling 2020 häufiger ihre Arbeitszeit reduzierten, um Kinder zu betreuen. Denn wer keinen Anspruch auf eine Notbetreuung hatte und keine Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, war gezwungen, seine oder ihre Arbeitszeit zu reduzieren oder die Erwerbstätigkeit gar komplett einzustellen. Dass es sich hierbei meist um Frauen handelte, war in vielen heterosexuellen Familien wohl auch eine finanzielle Entscheidung, da Männer nach wie vor öfters über höhere Einkommen verfügen.
Was bedeutet diese Krise mittelfristig für die Gleichstellung von Frauen und Männern auf dem Arbeitsmarkt und für die Verteilung der Sorgearbeit?
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Covid-19-Krise die Gefahr einer Re-Traditionalisierung von Geschlechterrollen in sich birgt. Mit der Kita- und Schulöffnung bei gleichbleibendem Infektionsrisiko und der damit einhergehenden Prävention, die auch bedeutet, Kinder auch bei milden Krankheitssymptomen zu Hause zu lassen, kann sich diese traditionelle Aufteilung von heterosexuellen Paaren weiter verfestigen, wenn es vorwiegend die Mütter sind, die die Betreuung der Kinder übernehmen. Den Frauen drohen durch vermehrte Abwesenheiten im Beruf negative Folgen für ihre berufliche Entwicklung.
Diesem Trend gilt es entschieden entgegenzuwirken, weshalb wir uns als Grüne Partei weiterhin vehement für die Gleichstellung aller Menschen einsetzen müssen! In den Kantonen Basel-Stadt und Basel-Landschaft wurden hierzu bereits diverse Vorstösse eingereicht.
Erschienen im Grünwärts Nr. 25, Mai 2021.