Die Branche leidet zurzeit unter einer ähnlichen Problematik wie zu Beginn der Krise, nach wie vor bleibt vieles abzuwarten. Lokalinhaber Dominic Cavegn sieht grosse Herausforderungen – und bleibt dennoch optimistisch.
Die Frage nach der gegenwärtigen Situation der Gastronomiebranche ist schwierig zu beantworten. Die Branche ist extrem divers und mein Betrieb, eine kleine Ausgangsbar in Liestal, ist kaum vergleichbar mit einer Beiz beispielsweise in den Bündner Bergen. Ich denke aber, nach über 20 Monaten Pandemie lässt sich die momentane Situation folgendermassen zusammenfassen: Wir alle warten. Seit März 2020 sind wir in einem konstanten Zustand des Wartens. Wir warten auf bessere Zeiten, wir warten auf Gäste, wir warten auf neue Massnahmen oder Lockerungen, wir warten auf ausstehende Kurzarbeits- und Härtefallgelder – wir warten auf ein Ende der Pandemie.

Massnahmen mit Vor- und Nachteilen

Die Zertifikatspflicht stellt die neueste von zahlreichen bereits überstandenen Herausforderungen dar. Wie immer hat auch diese sowohl positive als auch negative Aspekte. Wir können unsere Lokale endlich wieder so öffnen wie vor der Pandemie, Tische stehen wieder an ihren angestammten Plätzen, Veranstaltungen mehren sich von Woche zu Woche, und nicht selten wird man wieder von maskenlosen Gesichtern bedient. Seit der Zertifikatspflicht können Gäste die Betriebe wieder so besuchen wie in der «alten Normalität». Leider gilt dies jedoch längst nicht für alle Betriebe; je nach Zielgruppe bedeutet 3G praktisch keine Einschränkung oder aber einen Umsatzverlust von bis zu 70 Prozent.

Optimismus in schwierigen Zeiten

Theoretisch könnten wir die momentane Situation als einen Neustart in bessere Zeiten ansehen. Nur fehlt leider oftmals das Geld, um diesen einzuläuten. Nach 20 Monaten sind, wie schon oft gehört, die Reserven aufgebraucht. Viele von uns leiden noch immer unter denselben Problemen wie zu Beginn dieser ganzen Geschichte: Uneinsichtige Vermieter*innen, ein eher schlecht als recht funktionierendes administratives Monster und Gäste, die unsicher sind, was sie dürfen und was nicht. Aber wir können auch optimistisch sein und uns zumindest auf einen einfacheren Herbst als im letzten Jahr freuen. Mittlerweile kehren immer mehr Gäste wieder in ihren Lieblingsbeizen ein, sodass sich für uns – ganz langsam – ein Ende des Wartens und hoffentlich ein Ende dieser wirren Zeit abzeichnet.
Erschienen im Grünwärts Nr. 27, Oktober 2021.
Dominic Cavegn, Grüne BL, Mitinhaber eine Bar