Der Klimastreik ist die grösste Jugendbewegung seit Jahrzehnten. Auch 16-Jährige sollen endlich am politischen Prozess teilhaben.

«Schiebt uns nicht länger auf die lange Bank», mit dieser Parole forderten bereits 2008 junge Menschen nach mehr Mitsprache in der Politik. Doch bisher hat sich kaum etwas getan. Deshalb ist diese Forderung noch heute von grosser Relevanz.

16-Jährige sind bereit für Politik

Viele junge Menschen unter 18 Jahren sind nicht nur bereit, sie sind schon aktiv dabei. Auf den Strassen, in Jungparteien, bei Bewegungen wie dem Klimastreik oder dem feministischen Streik. Junge Menschen sind in der Politik präsent und setzen sich für ihre Anliegen ein. Dabei stehen sie immer wieder vor unangenehmen Situationen, in
den sie die Politiker*innen auffordern müssen, sie und ihre Anliegen ernst zu nehmen. Das sehen wir beim Klimastreik, das sehen wir in der Corona-Pandemie. Es ist frustrierend, bei wichtigen Abstimmungen über das eigene Leben nicht mitreden zu dürfen.
Dabei gibt es, nach der Entwicklungspsychologin Claudia Roebers, zwischen 16- und 18-Jährigen bezüglich den kognitiven Voraussetzungen Probleme zu lösen, Diskussionen zu führen oder ein differenziertes Urteil zu bilden, keinen Unterschied zu den Erwachsenen.
16-Jährige sind also fähig, Politik zu machen. Deshalb ist es an der Zeit, den jungen Menschen auf Augenhöhe zu begegnen und ihnen das Recht über ihr eigenes Leben und ihre Zukunft mitzubestimmen, zu gewährleisten.

Die Schweizer Demokratie braucht das Stimmrechtsalter 16

Aufgrund der steigenden Lebenserwartung, wächst auch der Einfluss der älteren Generationen in der Politik. Dies führt in gewissen Fragen zu einem grossen politischen Ungleichgewicht. Die Anliegen der älteren Generationen werden gefestigt, die der Jungen werden oftmals vergessen oder überhört. Damit die Schweizer Demokratie
repräsentativer wird, müssen u.a. die Stimmen der jungen Menschen gestärkt werden. Das Stimmrechtsalter von 18-Jahren auf 16-Jahre zu senken, würde dies unterstützen. Durch die Senkung des Stimm- und Wahlrechts werden mehr junge Menschen mit den politischen Themen und Fragestellungen direkt konfrontiert. Dies kann Jugendliche dazu motivieren, sich mit den Themen auseinanderzusetzen, und es befähigt sie dazu, mit diesen neuen Rechten verantwortungsbewusst umzugehen. Für die Demokratie ist zudem
nicht die Höhe der Stimmbeteiligung ausschlaggebend, sondern die Qualität der Meinungsbildung. Auch wenn also nicht alle 16- und 17-Jährigen von ihrem neuen Recht Gebrauch machen, würde die Schweizer Demokratie trotzdem einen Erfolg schreiben, da 16- und 17-Jährige sehr wohl qualitative und differenzierte Urteile bilden können.
Das Stimm- und Wahlrechtsalter auf 16-Jahre zu senken würde die Schweizer Demokratie also bereichern.

Das jgb wird grösser

Das jgb konnte sich in diesem Jahr über viele neue Gesichter freuen. Viele neue Menschen mit vielen neuen Ideen und Anliegen sind dazu gekommen. Dies zeigt, dass sich immer mehr junge Menschen für die Politik interessieren, dass sie aktiv das gesellschaftliche Leben mitgestalten und verbessern wollen.
Die aktuelle krisenhafte Lage konfrontiert Menschen bereits in jungem Alter mit politischen relevanten Themen. Jugendliche müssen zwangsläufig lernen sich eine eigene Meinung zu bilden und sich für diese stark zu machen. Die Folgen davon sind auch positiv: Das jgb hat viele junge aktive Mitglieder, die auch wenn noch nicht stimmberechtigt, einen lebhaften Teil zum lokalen politischen Geschehen beitragen.
Erschienen im Grünwärts Nr. 28, Januar 2022.
Mia Zimmermann, Vorstand jgb