Eröffnungsrede des jüngsten Ratsmitglieds
Als jüngstes Mitglied dieses Rates habe ich heute die Ehre zusammen mit dem ältesten Ratskollegen Thomas Müry die konstituierende Sitzung des Grossen Rates eröffnen zu dürfen. Ich will also keine Zeit verlieren: Ich erkläre die 44. Legislatur des Grossen Rates für eröffnet.
Keine Zeit verlieren: Vor zwei Jahren habe ich mit vielen anderen jungen Menschen zum ersten Mal in der Schule gestreikt. Dafür, dass wir keine Zeit mehr verlieren und die Klimakrise endlich ernst nehmen.
Ich weiss: der eine oder die andere im Saal denkt jetzt vielleicht: «Uii, dä chunt no uf d Wält! Politik isch öbis langsams – das wird är au no merke!» Ok, mag sein – aber verlieren wir doch damit keine Zeit!
Vor fünf Jahren hat die Schweiz das Pariser Klimaabkommen unterzeichnet. Ich möchte in diesem Saal daran erinnern, dass die Schweiz sich verpflichtet hat, bis spätesten 2050 klimaneutral zu sein.
Im Abkommen steht auch, dass Länder wie die Schweiz, welche mehr als andere zur Klimakrise beitragen, dazu verpflichtet sind, auch mehr dagegen zu tun, damit wir noch früher aus dem Fossilzeitalter aussteigen können.
Wir haben schon viel Zeit verloren: die Wissenschaft sagt uns heute, dass wir ehrgeizigere Ziele brauchen, um die Klimakrise noch rechtzeitig und menschenwürdig zu überwinden.
In den nächsten vier Jahren stellen wir hier die Weichen für eine solche ehrgeizige Klimapolitik. Wir sollten diese Zeit gut nutzen.
Im schönen Basel gibt es fünf Brücken, die das Gross- und das Kleinbasel verbinden. Ich hoffe, dass wir rechtzeitig eine Brücke in eine klimafreundliche Zukunft bauen; aber auch: dass wir in diesem Saal neue Brücken für Basel bauen. Brücken zwischen Jung und Alt (zu Müry: so wie wir beide es tun), zwischen Arm und Reich, zwischen unterschiedlichen Menschen und ihren Lebensarten und zwischen den 163 verschiedenen Nationalitäten, welche in Basel leben. Auch dafür ist es Zeit.
Für viele junge Menschen bedeutet die Corona Krise verlorene Zeit: keine grossen Reisen nach der abgeschlossenen Schule, keine kulturellen Anlässe, viel weniger soziale Kontakte. Nicht nur wir, aber wir auch bringen viele Opfer. Etwas Zeit muss sein, um es hier mal zu sagen (denn ich höre dieses Lob von den Medien und den Politikerinnen und Politikern viel zu selten): wir machen es gut! Wir bringen diese Zeit gut vorbei!
Es ist für mich eine grosse Ehre, die Politik in meiner Stadt und meinem Kanton in dieser Zeit mitzugestalten. Ich habe Respekt: vor der Aufgabe, vor ihnen als erfahrene Politiker und Politikerinnen. Und ich freue mich über Respekt. Für Respekt muss immer Zeit sein: er ist die Grundlage für ein funktionierendes Parlament und eine funktionierende Demokratie.
Und ich werde mein Bestes, geben diese Aufgabe gewissenhaft und aufrichtig auszuführen und keine Zeit mit Unnötigem zu verschwenden.
Also: es ist Zeit – ich danke Ihnen!