Jede Woche sterben in der Schweiz bis zwei Personen, weil sie keine passende Organspende erhalten. Ende 2021 warteten 1434 Menschen, und nur 587 Transplantationen konnten durchgeführt werden. Die Änderung im Transplantationsgesetz soll helfen, die Spenderate zu erhöhen und mehr Leben zu retten.
Heute gilt für Organspenden in der Schweiz die sogenannte «Zustimmungslösung»: Organe dürfen verstorbenen Personen nur dann entnommen werden, wenn eine dokumentierte Zustimmung für eine Organspende (z.B. Organspendeausweis) vorliegt. Ist dies nicht der Fall, werden die nächsten Angehörigen nach dem Willen der verstorbenen Person gefragt. Viele Angehörige entscheiden sich unter diesen schwierigen Umständen gegen eine Transplantation. Obwohl in Umfragen 80 Prozent der Schweizer Bevölkerung einer Organspende zustimmen, haben nur sehr wenige Menschen eine Spendenkarte ausgefüllt. Es besteht also eine grosse Differenz zwischen der grundsätzlichen Spendenbereitschaft und der tatsächlichen Spenderate.

Vernünftige Lösung

2019 wurde die Volksinitiative «Organspende fördern – Leben retten» eingereicht. Das Parlament hat das Anliegen der Initiative mit der vorliegenden Gesetzesänderung aufgenommen. Die «Zustimmungslösung» soll durch eine «erweiterte Widerspruchslösung» abgelöst werden. Wer sich zu Lebzeiten nicht gegen die Organspende ausgesprochen hat, gilt als Organspenderin oder Organspender. Nach wie vor können die Angehörigen einer Organspende widersprechen, falls sie Kenntnis davon haben, dass die verstorbene Person ihre Organe nicht hätte spenden wollen. Und findet sich weder ein Widerspruch noch eine andere Äusserung zur Spendebereitschaft und sind trotz Nachforschungen keine nächsten Angehörigen auffindbar, so dürfen keine Organe entnommen werden. Die «erweiterte Widerspruchslösung» stellt eine vernünftige Lösung dar, die die Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigt. Sie gilt bereits in den meisten Nachbarländern der Schweiz.
Das Parlament stimmte der Änderung des Transplantationsgesetzes mit grossem Mehr zu. Auch die GRÜNEN Schweiz sagen klar Ja, damit in Zukunft hoffentlich mehr Leben gerettet werden können.
Erschienen im Grünwärts Nr. 29, April 2022.
Maya Graf, Ständerätin BL (Gesundheitskommission SGK-S)