Anfang Februar fand ich mich zusammen mit meinen MitstreiterInnen in der Alten Kanzlei ein: Politiker mit geschwellter Brust, sorgfältig frisierte Politikerinnen mit Handtäschchen standen lächelnd beieinander und harrten siegesgewiss den Wahlergebnissen. Meine Brust war nicht geschwellt und dank genügen Jackentaschen konnte ich auf Accessoires verzichten. Ich war froh, Mike und Harald neben mir zu haben.
Die erste Sitzung änderte das Bild nicht, abgesehen von der nun deutlicheren Überzahl der grauen Politiker (auf dem Haupt oder kleidermässig). Der Sessel im Einwohnerratssaal ist zu hoch und unbequem, ich werde einen Fussschemel mitnehmen müssen, um einigermassen gesittet sitzen zu können. Während des Apéros versammelte sich meine Kommission und ja, auch hier männlich und grau/blass: Sachkommission Publikumsdienste, Behörden und Petitionen.
Mit einem Glas Schlipfer in der Hand schlich sich zielstrebig und hartnäckig der Gedanke in meinen Kopf, warum ich mich freiwillig unter diese distanzierten Herren und Damen mische. Ich versuchte mich selbst zu überzeugen: Es gibt ja auch noch die Freundlichen und vielleicht sind diese wenigen Damen und vielen Herren ja ganz nett, nach dem Motto von Franz Hohler: «Si alli so nätt». Und zudem sollte ich mit diesen strammen BürgerInnen debattieren, Kompromisse finden und zum Wohle der Bevölkerung Probleme lösen und keine Party feiern. Als ich den Heimweg antrat, atmete ich auf.
In der Fraktion wurde ich dann sehr nett und aufmerksam von den vier eher bescheidenen EVP-Männern und (jupi!) zwei Frauen aufgenommen. In der ersten Sitzung hörte ich zu und stellte Verständnisfragen, doch in der darauffolgenden Fraktionssitzung konnte ich mich schon besser einbringen. Im Gegensatz zur Kommissionssitzung, da es dort nur um die Geschäftsberichte 2017ging.