In seinem Beitrag «Erinnerungen an Zackenbarsch Fritz» gibt Roland Stark zwar vor, als sei er ein Ausbund an Objektivität und fern jeglicher Polemik, doch genau die von ihm angeprangerte Polemik setzt er ein, um seine intolerante Haltung zu vermitteln und andere Ansichten zu verunglimpfen. Verschärfend kommt seine nachweislich falsche Behauptung hinzu, dass ich in meiner Interpellation an die Regierung zum geplanten Ozeanium die gewagte Diagnose in den Raum gestellt haben soll, dass alle Fische im Tiergefängnis Vivarium «verhaltensgestört» seien; zum Thema «Verhaltensstörung» steht in meinem Vorstoss nichts.
Roland Stark erfindet frei nach seinem Gusto, verunglimpft seinen politischen Gegner und publiziert Falschaussagen. Als Patronatsmitglied für das Ozeanium Basel scheint ihm offensichtlich jedes Mittel geeignet, um das Ozeanium in seinen Gastbeiträgen zum Thema zu machen und kritische Überlegungen zu diesem Projekt lächerlich zu machen.
Um eine konstruktive Diskussion aufrechtzuerhalten, nehme ich die Unterstellung von Roland Stark trotzdem auf und entgegne ihm: Auch Stereotypie ist ein Zeichen für Verhaltensstörung. Das Heranschwimmen an die Glasscheibe des Zackenbarschs «Fritz» als Beweis für sein Nichtgestörtsein heranzuziehen und dass er zudem mit diesem Verhalten den Besuchenden den Anschein macht, sie zu mögen, erlaube ich mir, als zumindest naiv zu bezeichnen. Vielmehr darf vermutet werden, dass «Fritz» aufgrund der monotonen Umgebung – denn alle Bemühungen des Zolli, eine naturnahe Umgebung zu schaffen, bleiben zwangsläufig immer weit hinter ihrem grossen Vorbild der Natur zurück – Stereotypen angenommen hat. Oder dass er immer die Glasscheibe aufsuchte, da sie die Grenze seiner eng begrenzten Umwelt darstellte. Stereotypien oder Verhaltensstörungen zeigen sich u. a. darin, wenn Tiere einen Bewegungsablauf, der keinen Bezug auf die aktuelle Situation oder Umwelt hat, ständig zwanghaft wiederholen. Dies ist gerade bei grösseren in Gefangenschaft gehaltenen Tieren laufend zu beobachten, so auch bei Fischen in Grossaquarien.
Mit seiner Empfehlung zur Lektüre von Peter Studers Buch «Nasse Welt» missbraucht er zudem ein ausgezeichnetes Buch, das uns die einmalige Unterwasserwelt eindrücklich näherbringt, um seine skurrilen Überlegungen zu untermauern. Als ob sich gefangene Tiere kaum etwas Schöneres vorstellen können, als zukünftig gefangen im Basler Ozeanium zu leben. Ich übertreibe hier bewusst.
Dass die Verantwortlichen des Zolli Basel ihre Projekte mit den besten Absichten und grösstem Fachwissen und Engagement durchführen, möchte ich in keiner Weise in Abrede stellen. Doch bin ich der Ansicht, dass das «Mittel» Ozeanium zur Erreichung eines der Hauptziele, nämlich Umweltbildung und damit eng verbunden den Besuchenden Interesse, Respekt und Umgang mit unserer Natur beizubringen, heute überholt ist. Wir müssen nicht mehr Fische aus allen Weltmeeren fangen und herbeifliegen, um dieses Ziel zu erreichen und die von uns Menschen bedrohte Umwelt zu schützen. Zuerst müssen wir wieder lernen, unsere direkte Umwelt zu schätzen und zu schützen. Wir haben genügend Natur und damit Wildtiere um uns, die wir beobachten können, die uns wieder lehren, Respekt vor der Natur zu haben. Das eigentliche Konzept der Nachhaltigkeit des Zolli lässt sich so eben nicht nachhaltig umsetzen. Dafür gibt es heutzutage zum Glück geeignetere technische Lösungen (Virtual Reality), mit welchen sich unser Zolli über die Landesgrenzen hinaus als Vorbild darstellen könnte und kein einziger Fisch aus seiner Freiheit gerissen werden muss.
Einspruch von Thomas Grossenbacher erschienen in der BaZ vom 14. August 2018.