Die Belastung der im Pflegeberuf Tätigen ist in der Pandemie besonders gross – und hat weitreichende Konsequenzen, nicht nur für die Branche, sondern auch für Patient*innen.
Schon vor Covid-19 waren die Personalbestände in der Pflege knapp und die Arbeitsbedingungen nicht optimal. Um auf die prekären Verhältnisse und die weltweit fehlenden Pflegefachpersonen aufmerksam zu machen, hatte die WHO 2020 das Jahr der Pflege und Hebammen ausgerufen. Mit der Covid-19-Pandemie rückte der Pflegeberuf schliesslich in den öffentlichen Fokus: Es wurde geklatscht und es gab zahlreiche Gesten der Solidarität. Unter Pflegenden selbst herrschte ein starker Zusammenhalt. Gleichzeitig verschärfte die Pandemie weiter die prekären Arbeitssituationen: Aktuell gibt es kaum mehr Ruhephasen für das Pflegepersonal, denn in der Zeit, in der weniger
Covid-Patient*innen behandelt werden, sind andere Behandlungen und Operationen nachzuholen. Resultat ist eine konsequent hohe Arbeitsbelastung in allen Bereichen, seien es Akut-Spitäler, Langzeitbereich oder Psychiatrische Kliniken.
Die Konsequenzen für die Pflegenden sind Erschöpfung, Schlafstörungen und Burnout, wiederum mit vermehrten Krankheitsausfällen und – wenn überhaupt möglich – reduzierten Arbeitspensen oder gar komplettem Austritt aus dem Pflegeberuf als Folge. Freie Stellen können nicht neu besetzt werden und das vorhandene Personal muss noch mehr leisten, was in letzter Konsequenz dazu führt, dass sich zu wenig Pflegefachpersonen um zu viele Patient*innen kümmern müssen. Dies beeinträchtigt die Pflegequalität und erhöht die Gefahr für Fehler. Hinzu kommt, dass auch Pflegende selbst an Covid erkrankt sind und zum Teil mit Long-Covid-Folgen zu kämpfen haben.
Als wäre dies alles nicht genug, kommt es immer wieder zu Konfrontationen mit Covid-Leugner*innen, die das Virus als Erfindung abtun und sich unerlaubten Zutritt ins Spital verschaffen, um dies zu beweisen. Im Moment ist die Stimmung in der Pflege entsprechend düster. Die Pflegeinitiative und die damit verbundene Hoffnung auf eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen sind ein wichtiger Lichtblick.
Erschienen im Grünwärts Nr. 27, Oktober 2021.
Patrizia Tamborrini, Grüne Muttenz