Plastik ist praktisch, billig, haltbar und allgegenwärtig. Genau diese Allgegenwärtigkeit ist zu einem gewaltigen Problem geworden, das uns alle angeht. Bevor es zu spät wird, müssen wir schleunigst raus aus der Wegwerf-Plastikgesellschaft. Wir leben im Zeitalter des Verpackungswahns: Schnell noch bei der Hitze ein Wasser aus der Plastikflasche oder einen «Coffee to go» und zu Mittag einen Salat aus der Plastikschüssel mit Einwegbesteck aus Kunststoff. Beim späteren Einkauf landen dann Brot, Wurst, Käse, Obst, Gemüse im Einkaufswagen, alles verpackt in Plastik – besonders stossend, dass Bio-Produkte in Plastik eingeschweisst sind. Nicht zu vergessen die Zeitschrift, die sich ebenfalls in Plastik befindet. Verschärfend bei Esswaren kommt hinzu, dass die Verpackung im Verhältnis zum Inhalt meist überdimensional ausfällt. Diese Plastikflut gilt es drastisch zu reduzieren.
In der Schweiz werden jährlich etwa 1 Million Tonnen oder 125 Kilo Kunststoffe pro Kopf verbraucht. Der Verbrauch von Plastikverpackungen liegt dreimal so hoch wie im europäischen Durchschnitt. Über 75 Prozent des in der Schweiz verbrauchten Plastiks sind Einweg-Verpackungen. Die Recyclingquote beim Plastik in der Schweiz liegt nur bei mageren 12 Prozent. Das nicht recycelte Plastik wird zur Energiegewinnung verbrannt oder nach Deutschland exportiert – mit oft ungewissen Endstationen. Und selbst über die schlechte Recyclingquote liesse sich noch trefflich diskutieren, denn die zugrunde liegende Statistik wird auch als «Quotenzauber» bezeichnet. Denn die Berechnung erfolgt so, dass der gesamte Abfall, der in eine Recyclinganlage transportiert wird, automatisch als recycelt gilt. Wie viel aussortiert und am Ende verbrannt wird, spielt dabei keine Rolle.
Wer nun glaubt, dass Plastikmüll «nur» das Meer betrifft und unsere Welt in Basel in Ordnung ist, hat die vor zwei Monaten geposteten Bilder eines Jungstorches nicht gesehen. Diese zeigen einen Jungstorch, dessen Bein in Plastikmüll verheddert ist. Auf Grund eines abgestorbenen Beines musste das Tier eingeschläfert werden.
Partikel wird man nicht mehr los
Auch dass im Rhein im Mittel 2,9 Millionen Plastikpartikel pro Quadratkilometer in Richtung Nordsee schwimmen, zeigt, wie auch Basel von der Problematik betroffen ist. Herausgefunden hat dies eine Forschergruppe um Patricia Holm von der Universität Basel. Sind diese Mikroplastik-Partikel einmal im Wasser, wird man sie auch nicht mehr los. Dafür werden die Teilchen schnell zu klein. Wichtig zu wissen, dass Mikroplastik neben der Kosmetik und der Industrie auch durch das Littering in unseren Gewässern landet. Wenn auch nur ein Prozent unseres Plastikmülls in unserer Umwelt landet, haben wir auch ein lokales Problem.
Anschaulichstes Beispiel für die lokale Plastikverschmutzung sind die Zigarettenstummel am Rheinstrand, deren Filter aus Plastik besteht. Plastik, den wir mit dem Rhein auch exportieren. So fliessen vom Rhein täglich bis zu 100 Kilo Plastik in die Nordsee, während die Donau es auf mindestens 1000 Kilo pro Tag bringt. Ist unser Plastik erst in die Meere gelangt, verrottet das Plastik nicht, sondern belastet für Jahrhunderte die Umwelt. Wenn wir so weitermachen, dann wird es im Jahr 2050 mehr Plastik im Meer geben als Fische.
Verkaufsverbot in Schweden
Reichere Nationen wie die Schweiz sind nun auch beim Thema Plastik gefordert. Während die Infrastruktur in Entwicklungsländern erst im Aufbau ist, können gerade «reiche» Länder und Städte sofort handeln: Ihren Müll reduzieren und dem Einwegplastik Einhalt gebieten. So hat zum Beispiel Schweden diesen Frühling ein Verkaufsverbot für kosmetische Produkte mit Mikroplastik beschlossen. Die schwedische Umweltministerin Karolina Skog bezeichnete dabei den Entscheid als «notwendigen Schritt, um Mikroplastik in unseren Gewässern zu verringern».
Aus diesen Gründen werde ich im Grossen Rat einen Vorstoss einreichen, der die Regierung verpflichtet, sich des Themas Plastik anzunehmen. Das heisst, wo es die Gesetzeslage zulässt und wo Alternativen verfügbar und erschwinglich sind, sind sogenannte «Single Use Plastics» zu verbieten. Dazu gehören klassische Wegwerfartikel wie Einweg-Verpackungen von Take-away-Mahlzeiten und -Getränken, aber auch Umhüllungen von Zeitschriften oder Gemüse sowie Wegwerfartikel aus Plastik und Styropor. Für Produkte ohne direkte Alternativen sind Nutzungsbeschränkungen zu definieren. Und wo nötig, soll der Regierungsrat verpflichtet werden, sich für eine nationale Lösung zur Verbrauchsreduktion von Plastik, ein Verbot von Mikroplastik in Kosmetika und ähnlichen Produkten einzusetzen.
Erschienen in der Basler Zeitung vom 14. September 2018.