Wenn das jgb einmal mehr Klimaschutz fordert, wird sofort gefragt: Und wer soll das bezahlen? Ein gutes Beispiel dafür ist die Klimagerechtigkeits-Initiative und der Gegenvorschlag, bei denen auch die Basler Regierung gern mit dem Finger auf die Kosten zeigt. Dabei wird jedoch eine zentrale Frage nicht gestellt: Wer finanziert eigentlich die Klimakrise? Und wie können wir diese Geldflüsse umleiten?

Auch heute werden noch riesige Investitionen in fossile Grossprojekte getätigt. Ein aktuelles Beispiel ist die EACOP, eine Ölpipeline durch Ostafrika, die gerade in der Finanzierungsphase steht.

Doch während solche Investitionen stillschweigend getätigt werden, promoten alle möglichen Banken lautstark ihre «grünen» und «nachhaltigen» Anlagefonds, Stichwort Greenwashing.

JGB ZU BESUCH BEI DER BLKB

Das jgb wollte nun mal genauer verstehen, was dahintersteckt, und hat einen Ausflug nach Liestal zur BLKB gemacht. Diese Bank ist schon seit Langem daran, ihre Anlageportfolios klimafreundlich zu gestalten. Sie war zum Beispiel auch eine aktive Befürworterin des CO2-Gesetzes und hat sich selbst das Ziel gesetzt, bis 2040 klimaneutral zu sein.

Der Grund dafür ist nicht etwa das Verantwortungsbewusstsein der Gesellschaft gegenüber, sondern eiskalte Risikoanalyse. Die BLKB hat erkannt, dass fossile Energien ein Ablaufdatum haben und eigentlich wahnsinnig viel Risiken bergen. Sie investiert keinen Rappen mehr in Kohle, Öl oder Gas. Und jetzt kommt der Schock: Wenn alle Banken so investieren würden, wie sie, rasen wir immer noch auf eine 2 Grad wärmere Erde zu. Nochmals zur Erinnerung, im Pariser Klimaabkommen ist eine Erwärmung von deutlich unter 2 Grad festgeschrieben. Wie kann das sein?

Ein konkretes Beispiel soll es verdeutlichen: Die BLKB hat zum Beispiel einen Kredit an eine Hausbesitzerin vergeben, der bis jetzt zur Hälfte zurückgezahlt wurde. Die Hälfte der Emissionen dieses Hauses geht damit auf das Konto der Bank. Damit die BLKB dieses CO2 auf ihrem Konto loswerden kann, muss das Haus mit erneuerbaren Energien geheizt werden und auch der Strom muss emissionsfrei sein. Und hiermit kommen wir auch zum Knackpunkt.

NEUE GESETZE SIND NÖTIG

Die Kantonalbank kann ihr Geld nicht zurückverlangen, weil sie gesetzlich zur Finanzierung verpflichtet ist, solange die Frau kreditwürdig ist. Gleichzeitig hat die BLKB nicht die Macht, die Hausbesitzerin dazu zu verpflichten, aus fossilen Energieträgern auszusteigen. Dafür braucht es Gesetze. Die nicht nur das jgb fordert, sondern die BLKB selbst.

Mit dem Besuch wurde einiges klarer: Ja, der Finanzplatz ist ganz offensichtlich die Klimasünde der Schweiz und die Banken haben entweder keine Pläne oder ungenügende. Das heisst, ohne deutliche Ansagen der Gesetzgeberin werden die Investitionen nicht umgeleitet, weil die Risiken dafür bis heute zu hoch sind, weil der Markt dafür immer noch fehlt. Die Banken sind eben auch dazu verpflichtet, das Geld ihrer Kund*innen einigermassen sicher anzulegen.

Es ist ein Teufelskreis, der jedoch zu brechen ist. Wir brauchen eine Debatte über den Finanzplatz und über Klimapakete, die das Potenzial der Banken mitdenken. Nicht, um sie freizusprechen, sondern um sie endlich in die Pflicht zu nehmen, ihren Job zu machen: Investitionen zu tätigen, die nachhaltig gewinnbringend sind. Und zwar für alle.

Artikel erschienen im Grünwärts Nr. 30 im August 2022.

Helma Pöppel, Vorstand jgb