Nach den Terroranschlägen in Israel sind antisemitische Vorfälle in der Schweiz und in Basel leider wieder angestiegen. Der Ruf nach Massnahmen gegen Antisemitismus ist gross. Laut Bundesamt für Statistik sind von der basel-städtischen Bevölkerung (über 15-jährig) 0.6 Prozent jüdisch und somit eine deutliche Minderheit.

Offen ausgelebter Antisemitismus ist die Spitze des Eisberges, der auf Vorurteilen und Stigmatisierung beruht. Oft entstehen Vorurteile durch fehlendes Wissen. Ein gutes Mittel im Kampf gegen Diskriminierung ist deshalb, dass Menschen mit anderen Religionen und Kulturen in Berührung kommen und diese Begegnungen die Stigmatisierung vermindern. Je früher diese Entstigmatisierung passiert, desto weniger kommt es im späteren Leben zu Antisemitismus.

Gerade im Hinblick, dass es immer weniger Zeitzeug:innen der Shoah gibt, die die Schulen besuchen können, sind im Kampf gegen Antisemitismus ähnliche Begegnungen wichtig, die nicht nur zur Aufarbeitung und dem Nicht-Vergessen der Shoah beitragen, sondern auch über das Leben der jüdischen Menschen in der Gegenwart berichten.

Dazu gibt es zum Beispiel das Programm LIKRAT (Hebräisch für «aufeinander zugehen») des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG). Im Rahmen von LIKRAT besuchen jüdische Jugendliche Schulklassen und stellen in einer Doppelstunde sich, ihre Religion, die Traditionen, die Kultur und die Vielfalt des Judentums vor. Schülerinnen und Schüler können so das Judentum und jüdische Menschen direkt und auf Augenhöhe kennenlernen. Zur Vorbereitung dieser LIKRAT-Stunde muss die Lehrperson die Klasse in etwa drei Stunden auf das Thema vorbereiten. Im Dialog werden antisemitische und rassistische Vorurteile und Stereotypen abgebaut. Die Jugendlichen, die an diesen Programmen teilgenommen haben, tragen diese Aufklärung bestenfalls in ihre Familien und ihre Umgebung und helfen somit Antisemitismus abzubauen.

Zurzeit ist das Programm LIKRAT auf freiwilliger Basis von Lehrpersonen für ihre Klassen buchbar, bis anhin wurde es jedoch nur von der Sekundarschule Drei Linden und dem Gymnasium am Münsterplatz gebucht. Die Berichte über die Teilnahme am Programm sind durchaus positiv.

Die Unterzeichnenden bitten den Regierungsrat zu prüfen und zu berichten:

  • Ob ein Programm wie LIKRAT fest in den Lehrplan der Sekundarstufe aufgenommen und ab dem Schuljahr 2024/2025 eingeplant werden kann?
  • Ob zusammen mit diesem Programm regelmässig (z.B. alle zwei Jahre) die Wirkung dieser Massnahme evaluiert werden kann?

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