Der Bundesrat schlägt Alarm! Es drohen magere Jahre, in denen das Geld überall fehlt und wo um jeden Rappen gefeilscht wird. Im Strassenbau sieht es jedoch ganz anders aus: Für den gigantischen Ausbau der Autobahnen sollen unglaubliche 5,3 Milliarden Franken investiert werden, darunter auch der
Rheintunnel in Basel. Mehrere Beton-Grossprojekte im ganzen Land bedrohen Grünflächen, Familiengärten, wertvolles Kulturland oder natürliche Lebens- und Naherholungsräume unwiederbringlich.

Die Ausbauprojekte entstammen allesamt der Mottenkiste der Vergangenheit. Mehr Platz für Autos soll das Stauproblem lösen und schnellere Fahrten ermöglichen. Doch es gibt eine klare Erkenntnis: Der sogenannte «induzierte Verkehr» zeigt, dass jede Strassenerweiterung paradoxerweise immer und überall zu mehr Stau führt. Denn wenn die Kapazität einer Strasse erhöht wird, steigen auch die Verkehrsströme. Am Ende sitzen mehr Menschen im Auto, und der Stau kehrt oft noch schlimmer zurück. Städte weltweit haben diese Lektion bereits gelernt, und auch Basel-Stadt wird dies schmerzlich erfahren, wenn der Rheintunnel gebaut wird. Mit diesem Bau gehen wertvolle Grünflächen verloren, etwa durch die Verkleinerung der Dreirosenanlage
und die ersatzlose Zerstörung von über 150 Familiengärten in Birsfelden und Muttenz – wichtige Erholungsorte für die lokale Bevölkerung.

KLIMAVERTRÄGLICHE LÖSUNGEN SIND GEFRAGT

Zudem führen mehr Autos auf den Strassen zu einem Anstieg der CO₂-Emissionen, was den Klimazielen von Bund und Kanton diametral widerspricht. In einer Zeit, in der wir den Klimawandel bekämpfen müssen, wäre ein Ausbau der Autobahnen ein Schritt in die falsche Richtung. Statt den Verkehr zu fördern, sollten wir ihn reduzieren – für die Umwelt und die zukünftigen Generationen. Autobahnprojekte gehören zur Infrastruktur der Vergangenheit. Die Zukunft liegt in nachhaltigen, vernetzten Verkehrssystemen. Öffentliche Verkehrsmittel, Fahrradwege, E-Mobilität und intelligente Verkehrslenkungssysteme sind die Lösungen, die langfristig und nachhaltig funktionieren.

Gerade für das Oberbaselbiet mit seinen hohen Pendlerströmen sind Investitionen in den öffentlichen Verkehr dringend nötig. Die entsprechenden Projekte, wie der Ausbau der trinationalen S-Bahn oder der Bau des Tiefbahnhofs, liegen bereits auf dem Tisch. Am 24. November 2024 stimmen wir über die Zukunft unserer Mobilität ab und stellen die Weichen. Der Rheintunnel und die weiteren fünf Strassenprojekte stehen für das Mobilitätskonzept der Vergangenheit, das den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts nicht mehr gerecht wird. Mehr Strassen und breitere Strassen schaffen keine Lösung, sondern mehr Probleme. Statt alte Scheinlösungen zu wiederholen, sollten wir mutig neue Ansätze verfolgen, die unsere Städte und unser Land zukunftsfähig machen. Die Zeit der Autobahnen ist vorbei – die Zukunft gehört modernen und klimafreundlichen Infrastrukturen.

Artikel erschienen im Grünwärts Nr. 39, November 2024

Florence Brenzikofer, Nationalrätin GRÜNE BL